Psychotherapeut oder Schreibkraft?

Therapie und Papierkram im Gleichgewicht: Können digitale Tools helfen?
Manuel Gremblewski
30. März 2025

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Psychotherapeut:innen verbringen fast 40 % ihrer Arbeitszeit nicht mit Patient:innen, sondern mit Bürokratie: Sitzungsdokumentationen, psychologische Berichte, endlose Formulare. Während Ärzt:innen oft medizinische Fachangestellte zur Unterstützung haben, sieht das in der Psychotherapie anders aus. Müssten sich Therapeut:innen wirklich zwischen Patientenarbeit und Schreibarbeit entscheiden? Oder gibt es eine bessere Lösung?

Hier kommt Künstliche Intelligenz ins Spiel. Moderne KI-Tools können Sitzungsnotizen automatisiert erfassen, Berichte erstellen und administrative Aufgaben in Sekunden statt Stunden erledigen. Das Potenzial ist riesig: weniger Papierkram, mehr Zeit für Patient:innen. Studien zeigen, dass die Dokumentationslast eine der größten Stressquellen für Therapeut:innen ist. Wer weniger Zeit mit Verwaltungsaufgaben verbringt, kann sich stärker auf die Patient:innen konzentrieren – was letztlich die Behandlungsqualität verbessert.

Datenschutz und Kontrolle als zentrale Herausforderungen

Aber ist das sicher? Datenschutz ist das große Schlagwort. Viele Therapeut:innen sind skeptisch, ob sensible Patientendaten in KI-Systemen gut aufgehoben sind. Und das zurecht! Nur DSGVO-konforme, in Europa gehostete Lösungen sollten hier infrage kommen. Zudem muss die Kontrolle bei den Nutzer:innen liegen: Welche Daten werden gespeichert? Wie werden sie genutzt? Wer hat Zugriff?

Auch die Frage nach der Kontrolle über den Schreibprozess ist entscheidend. Gute KI-gestützte Systeme sind darauf ausgelegt, Therapeut:innen zu entlasten, ohne ihnen die Deutungshoheit über ihre Dokumentationen zu nehmen. Die Notizen bleiben ein Hilfsmittel – nicht ein Fremdkörper, der den eigenen Arbeitsstil verändert.

KI als Ergänzung, nicht als Ersatz

Ein weiteres Missverständnis: KI ersetzt keine Psychotherapeut:innen. Sie strukturiert Notizen, führt aber keine Therapiegespräche. Die entscheidende Frage ist daher nicht, ob KI den Beruf gefährdet, sondern wie sie als sinnvolle Ergänzung eingesetzt werden kann. Gute KI passt sich der Therapie an – nicht umgekehrt.

Darüber hinaus kann eine digitale Schreibkraft den Alltag von Therapeut:innen nachhaltig verändern. Momentan verbringen viele Fachkräfte ihre Abende und Wochenenden mit der Nachbearbeitung von Sitzungen – ein Aufwand, der mit intelligenten Dokumentationssystemen reduziert werden kann.

Fokus auf Patient:innen statt Bürokratie

Psychotherapeut:innen absolvieren ein langes und anspruchsvolles Studium, gefolgt von einer intensiven Ausbildung. Diese hochqualifizierten Fachkräfte sollen nicht ihre wertvolle Zeit mit Schreibarbeiten und Verwaltungsaufgaben vergeuden, sondern sich auf ihre Patient:innen konzentrieren.

Die entscheidende Frage ist also: Wollen sie ihre Zeit weiterhin mit Papierkram verbringen oder sich voll und ganz der Therapie widmen? Die Antwort scheint klar – es wird Zeit, den Stift aus der Hand zu legen. Künstliche Intelligenz kann als digitale Schreibkraft unterstützen und so wertvolle Ressourcen für die eigentliche therapeutische Arbeit freisetzen.